Der Wüstenfuchs ist gestrandet. Ohje, dass war einmal ein Start. Ich kam an, eigentlich alles super. Doch die Einsamkeit und die Angst, dass dieses Gefühl nicht weg geht, haben die Anfangszeit ziemlich überschattet. Tagsüber war ich auf der Tauchbasis und am Abend kam ich in meine Wohnung und fühlte mich leer und verlassen. Nichts und niemand wartet hier auf mich. Das war ein grausames Gefühl. War es ein grosser Fehler, herzukommen? Wird dieses Gefühl irgendwann verschwinden? Werde ich irgendwann Freunde und Anschluss finden? Sich alleine und einsam zu fühlen, kennen wir bestimmt alle. Doch so deftig wie hier an meinen ersten Tagen habe ich dieses Gefühl noch nie verspürt. Was mache ich, wenn es so bleibt1' Auf den Sozialen Medien habe ich angefangen Tagebuch zu führen und habe darüber gesprochen. Et voila, einen Tag später hat es sich verändert. Ich wurde von Tauchlehrern eingeladen, mit ihnen in Hurghada Abendessen zu gehen oder zusammen in der Beiz Fussball zu schauen. Auch habe ich mich an einem Abend mit einer sehr lieben und offenen Ägypterin in Hurghada getroffen. Ich durfte tolle Erlebnisses und Begegnungen erfahren. Von diesem Tag an ist das Gefühl der Einsamkeit verschwunden und ich fühl mich hier Zuhause. Das hat mir wieder einmal gezeigt, dass wenn man im Vertrauen ist und auch offen Schwierigkeiten anspricht, offenbaren sich plötzlich Lösungen. Viel schneller als ich jemals geglaubt hätte, hat sich plötzlich alles verändert. Ich habe Anschluss gefunden und fühle mich unglaublich wohl hier. Ich bin verliebt, und zwar in das Leben! Ich verspüre eine unendliche Dankbarkeit in mir, für alles was ich hier erleben darf. Nun gibt es bereits Abende, an denen ich froh bin, wenn ich Mal Zeit für mich oder einen Anruf in die Schweiz habe. Also liebe Freunde, ich muss euch enttäuschen. Falls es so weiter geht, werde ich noch lange hier bleiben. Wieder in der Schweiz zu wohnen, ist für mich gerade unvorstellbar. Obwohl die Tage lang sind, fühlt sich jeder Tag gerade wie Urlaub an. Mir ist aber bewusst, dass es bestimmt nicht immer so sein wird. Es wird bestimmt auch wieder Tage geben, an denen ich mich alleine fühle und Heimweh habe. Doch das hatte ich ja schon in der Schweiz. Mein Zuhause ist halt eben nicht nur an einem Ort ;)
Nun interessiert euch sicher, wie die letzten zwei Wochen abgesehen von der emotionalen Lage so abgelaufen sind. Fangen wir ganz am Anfang an. Am Flughafen abgeholt wurde ich von einem Fahrer der Tauchbasis. Wir sind dann erst mal zur Basis gefahren und dort wurde ich dann von den Managern und dem Team begrüsst. Danach ging es in die Wohnung. Meine Wohnung wird noch renoviert, deshalb wohne ich erst mal in einer Ferienwohnung. Ich habe eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern für mich alleine. Habe also jede Menge Platz (Man bedenke, dass ich vorhin in einem WG Zimmer mit 9 m2 gewohnt habe!). Die Dusche der Wohnung hat aber leider nicht funktioniert und bis diese repariert wurde, vergingen drei Tage. Deshalb bin ich am zweiten Tag zum Friseur und habe mir die Haare schneiden lassen, damit sie wieder einmal gewaschen werden. Für den ganzen Service mit Styling habe ich ca. 13 Euro bezahlt. Nächstes Problem war dann, dass die Waschmaschine nicht funktionierte. Wollte natürlich nach einigen Tage die erste Wäsche machen, doch Wasser war nicht angeschlossen. Hat dann auch zwei Tage gedauert, bis der richtige Fachmann da war, um das Problem zu lösen. Nun funktioniert sie einwandfrei. Das dritte Problem war dann, dass ich für meinen Laptop den falschen Adapter dabei hatte. Der Saft war alle und ich konnte mein Gerät nicht laden. Dort wo ich wohne, hat es kein Geschäft mit dem Adapter, den ich gebraucht hätte. Ich hätte extra dafür nach Hurghada fahren müssen. Ein Tauchlehrer, den ich aus einer Basis weiter südlich kenne, hat dies mitbekommen, da ich auf den Sozialen Medien davon erzählt habe. Eines morgens kam ich in die Tauchbasis und ein Tauchlehrer streckt mir einen Adapter entgegen. Genau den, den ich gesucht habe. Wow! Der Ägypter, den ich von einer Stadt weiter im Süden kenne, hatte so einen Adapter und diesen jemandem aus der selben Stadt mitgegeben, der in der Basis arbeitet, wo ich bin. Dies ist nicht das einzige Beispiel dafür, wie hilfsbereit die Menschen hier sind. Wenn man freundlich ist und einen netten Umgang pflegt, wird dir hier von allen geholfen. Auf eine Art, wie ich es in der Schweiz nicht kannte. Einmal sass ich in einem Taxi und mein Internet ging nicht mehr. Der Taxifahrer hat mir dann geholfen das Problem zu lösen. Wollte mir sogar anbieten, mich am nächsten Tag nach Hurghada in einen Orange Store zu begleiten, um das Problem zu lösen. Mit einigen vom Team der Tauchbasis habe ich darüber gesprochen, wie mich diese Hilfsbereitschaft hier beeindruckt. Sie meinten dann nur, dass dies für sie selbstverständlich sei. Sie seien so erzogen worden und es sei ein Teil ihrer Religion. Das hat mir gezeigt, dass hier nicht nur über den Glauben gesprochen wird, sondern dass er auch im Alltag so gut es geht gelebt und umgesetzt wird. Und dies nicht nur von einzelnen, sondern von ziemlich vielen! Ich finde das sehr schön, dies so erleben zu dürfen. Das Mindset der Menschen hier unterscheidet sich total von dem der Europäer. Bestimmt wird es auch Dinge geben, die mich nerven werden. Doch bis jetzt bin ich einfach nur begeistert vom Leben hier. Es gibt noch so vieles mehr, was ich euch gerne erzählen würde. Doch einiges spare ich mir für weiter Beiträge auf :)
Sonnige Grüsse aus Ägypten!
Salam, eure Julia
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Kommentare
Well done, Julia!
God put the best things in life on the other side of fear ;-)
XXX Daniela
Beim "kleinen Prinzen" las ich einmal sinngemäss: "Du, du wirst Sterne haben, wie niemand sie hat!"
Gerade so kommt es mir vor, wenn ich deinen Blog lese.
Umarmung nach Ägypten von der Sternenfrau